PRESSE

Selbst geschlagen
 

17.10.11

Von Sepp Herberger wissen wir, dass ein Fußballspiel 90 Minuten dauert. Diese simple Weisheit des Weltmeister-Trainers von 1954 scheint den jungen Westfalia-Spielern nicht geläufig zu sein. Nach 60 Minuten gaben sie sich auf, schon die Körpersprache zeigte, dass sie nicht mehr daran glaubten, einen 0:2-Rückstand noch umdrehen zu können. Und dabei wäre gegen biedere Essener, die eigentlich nie so recht ins Spiel fanden, gestern durchaus der zweite Saisonerfolg der Strünkeder drin gewesen.

Die Herner waren von Beginn an die aktivere Mannschaft, hatten läuferisch und kämpferisch klare Vorteile und erarbeiteten sich so auch ein deutliches Chancenplus. Bis zu den ersten guten Möglichkeiten dauerte es zwar gut 20 Minuten, dann prüfte Nicolas Stevanovic SW-Keeper Bley erstmals mit einem 16-Meter-Schuss, nach der anschließenden Ecke köpfte Danny Tottmann den Ball über die Latte. Stevanovic scheiterte kurz darauf mit einem Schuss aus der Drehung erneut an Bley (22.), ehe es Innenverteidiger Philipp Kraska dann gleich mehrfach aus der Distanz versuchte. Aber entweder strichen die Schüsse knapp am Aluminium vorbei (30./32.), oder Bley bekam noch die Faust an den Ball (39.).


Philipp Kraskas Schuss streicht knapp über den Querbalken.                                                                                  Foto: Cib

Auch Sven Gehrmann mit dem Kopf (34.) und einem schwachen Abschluss (41.) ließ noch zwei Chancen liegen, ehe die Gäste wie aus dem Nichts den Spielverlauf auf den Kopf stellten. Einen ersten gefährlichen Schuss von Opitz auf das Herner Tor konnte Pascal Kurz zwar mit einer starken Parade klären, aber der Ball landete genau auf dem Fuß von Dennis Bachmann und von da im Tor (44.).

Diesen Rückschlag kurz vor der Pause steckten die Strünkeder noch weg, drängten nach dem Anpfiff zur zweiten Hälfte gleich wieder auf das Essener Tor. Nach 53 Minuten lag der Ausgleich in der Luft. Aber nach einer Flanke von Kraska landete der Kopfball von Stevanovic nur am Pfosten, den Abpraller semmelte Gehrmann über den Querbalken.

Die Essener kamen nur bei Kontern zur Entlastung und hatten dabei auch noch Erfolg. Das lag aber in erster Linie daran, dass Bachmann sich kurz vor der Mittellinie einen katastrophalen Ballverlust leistete. Der Ex-Herner Kamil Bednarski spielte die Kugel direkt auf Vincenzo Burgio weiter, und der vollendete ohne Probleme (60.).


Das 2:0 für die Essener Gäste in der 60. Spielminute                                                                                             Foto: Cib

Mit diesem zweiten Nackenschlag war den Hernern endgültig der Zahn gezogen. Essen setzte sogar noch einen drauf, weil sich nach einem Freistoß von Mutlu niemand für Burgio verantwortlich fühlte und der SWE-Stürmer ungestört zum 3:0 (83.) einköpfen konnte. Für den SCW eine Niederlage, die unnötig wie ein Kropf war.


Trainerstimmen:

Dirk Helmig (ETB): „Ein glücklicher Trainer sieht anders aus. Wir freuen uns über die drei Punkte, aber mit der Leistung kann ich als Trainer nicht zufrieden sein. In der ersten Halbzeit haben wir nicht ins Spiel gefunden, keine Ordnung gehabt und sind nur durch ein Geschenk in Führung gegangen. Meine Hoffnung für die zweite Hälfte war, noch einen Konter zu fahren, und das ist uns auch gelungen.“

Uli Reimann (SCW): „Für die erste Halbzeit kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, außer, dass wir vorne nicht entschlossen genug sind. Das Gegentor ist zu einem unglücklichen Zeitpunkt gefallen, und das 0:2 war natürlich ein krasser Fehler von Bachmann. Meine Mannschaft ist psychisch nicht so gefestigt, dass sie das dann noch umdrehen kann.“


Kommentar:

Lehrgeld und Kapital

Geld war und ist beim SC Westfalia Herne eigentlich immer ein Thema. Im Augenblick ist es die junge Mannschaft, die in der NRW-Liga reichlich Lehrgeld zahlt. Eine sportliche Bankrotterklärung wird es in dieser Saison aber dennoch nicht geben. Denn gestern widersprach Reinhold Spohn, Chef des Fußballkreises und NRW-Liga-Staffelleiter, den aufgekeimten Gerüchten, es könnte in dieser Saison doch einen Absteiger geben.

Seinen Startplatz in der neuen (alten) Oberliga Westfalen hat der SCW also sicher. Aber auch dafür braucht es Geld. Dieses Kapital für die Zukunft des Vereins zu generieren, ist auch eine Aufgabe des designierten neuen Vorstands um Sascha Loch und Ulrich Lickes. Vielleicht hätten es die beiden bei möglichen Sponsoren einfacher, wenn sie langsam auch über die Legitimation durch die Mitglieder verfügen würden. Zu lange sollte sich der SCW mit der offiziellen Vorstandswahl keine Zeit mehr lassen.


von Uwe Ross

Quelle: WAZ Herne
 

SC Westfalia 04 Herne - ETB Schwarz-Weiß Essen 0:3 (0:1)

SCW: Kurz – Gallus, Tottmann, Kraska, Bachmann – Jacobs (57. Petrovic), Stöhr, Sazoglu, Pachutzki – Stevanovic, Gehrmann (85. Sabellek)

ETB SW Essen: Bley – Bartsch (73. Dluhosch), Heinzmann, Voß, Stahmer – Zeh – Bednarski, Walther, Mutlu (84. Lüttgen) – Burgio, Opitz (63. El Hossaini)

SR: Marija Kurtes (Düsseldorf)

Tore: 0:1 Bachmann (44., Eigentor), 0:2 Burgio (59.), 0:3 Burgio (83.)

Zuschauer: 300.

 

 

© SC Westfalia 04 Herne e.V. 2011