Der Höhenflug war kurz,
der Absturz schmerzhaft.
Nur eine Woche nach dem
Sensationssieg über
Spitzenreiter Köln ging
der SC Westfalia an der
Wedau unter und meldete
sich mit einer
0:5-Schlappe zurück in
der Normalität.
Obwohl bis auf den
gesperrten Robin Gallus
exakt die „Kölner Elf“
auf dem Platz stand, war
von neuem
Selbstbewusstsein nie
etwas zu spüren. Im
Gegenteil. Statt frisch
und frech draufzugehen
und dem Gegner den Kampf
anzubieten, hielten die
Herner ehrfürchtigen
Abstand und ließen die
Jungzebras gewähren. Und
die freuten sich über so
viel Platz und tobten
ihre Spielfreude 90
Minuten lang nahezu
ungestört aus.
Die SCW-Kicker kamen
gegen die flinken Zebras
meist einen Schritt zu
spät
Foto: InfoSchlumpf
Vielleicht hätte es
anders ausgesehen, wenn
die Herner Abwehr länger
dicht gehalten hätte.
Doch nach nur elf
Minuten war das
Defensivkonzept von
Trainer Uli Reimann
bereits durchkreuzt, als
Somuah nach einer
abgewehrten Flanke von
der Strafraumgrenze aus
ungehindert Maß nehmen
durfte. Weder Julian
Stöhr, der in die
Schussbahn zu grätschen
versuchte, noch Keeper
Pascal Kurz konnten den
ersten Einschlag
verhindern.
Das 1:0 für den MSV
durch Somuah (Nr .20) in
der 11. Spielminute
Foto: Cib
Doch trotz des
Rückstandes gaben die
Gäste ihre Taktik nicht
auf, zogen sich weit
zurück und ließen die
Duisburger in aller Ruhe
ihr Spiel aufbauen. Vor
allem Reiche und Öztürk
nutzten die Freiräume
und inszenierten einen
Angriff nach dem
anderen. Weil Maik
Liedtke Aksoys Kopfball
noch von der Linie
schlug (17.) und Kurz
Öztürks Linksschuss mit
tollem Hechtsprung um
den Pfosten drehte
(30.), blieb Herne im
Spiel – und hätte sogar
ausgleichen können, als
Nicolas Stevanovic eine
missglückte Rückgabe vor
dem herausstürzenden
Torhüter Lenz erlief,
aber überhastet und
kläglich versiebte
(32.).
Die Rache folgte auf dem
Fuße. Als Kurz bei einer
Ecke auf der Linie
klebte und auch kein
Abwehrspieler energisch
störte, köpfte Laletin
aus fünf Metern zum 2:0
ein. Die Gäste gefielen
sich offenbar in der
Zuschauerrolle, und weil
sich auch das Gespann
nicht genötigt sah,
Aksoys Abseitsstellung
zu bemängeln, zappelte
die Kugel zwei Minuten
später erneut im Herner
Tor.
In dieser Szene kann die
Herner Abwehr klären
Foto: Cib
Damit waren die Punkte
verteilt, die komplette
zweite Hälfte geriet zum
Schaulaufen der in jeder
Hinsicht klar
überlegenen Duisburger.
Die spielten nun richtig
flotten
Kombinationsfußball,
zerlegten die Herner
Abwehr spielerisch
leicht in ihre
Einzelteile und erhöhten
durch zwei Türkeri-Tore
auf 5:0. Für den SCW
war’s eine Lehrstunde –
es wird nicht die letzte
bleiben.
Trainerstimme:
Uli Reimann (SCW): Wir waren heute viel zu weit von den Leuten entfernt, sind nie richtig in die Zweikämpfe gekommen. Vor dem ersten Tor hatten wir den Ball schon rausgeschlagen, sind dann aber nicht richtig gegen den zweiten Ball gegangen. Beim zweiten Tor war es ähnlich, da ist im Fünfmeterraum keiner mit dem Achtzehner hoch gegangen, beim dritten Tor hebt Liedtke wohl das Abseits auf. Duisburg war heute viel agiler und spritziger, hatte richtig Spielfreude, und wir hatten nicht die nötige Entschlossenheit dagegen zu setzen. Und dann kommt eben so ein Ergebnis dabei heraus. Der Duisburger Sieg ist jedenfalls auch in dieser Höhe verdient.
Kommentar:
Traum und
Wirklichkeit
Alles nur geträumt?
Nein, der Sieg über
Viktoria Köln am letzten
Wochenende, er muss wohl
Realität sein. Die
Punkte jedenfalls wurden
Westfalia Herne gut
geschrieben. Und die
Tabelle lügt ja
angeblich nicht.
Wer die Vorstellung der
Reimann-Elf gestern in
Duisburg sah, der musste
sich allerdings kneifen.
Das sollte dieselbe
Truppe sein, die den
Unbezwingbaren besiegt
hatte? Die mit
Leidenschaft,
Laufbereitschaft und
Einsatzfreude alle
fußballerischen Defizite
kompensiert hatte? Kaum
zu glauben.
Aber wahr. Leider. Und
die Herner Fans trugen‘s
mit Fassung. Denn
ernsthaft hatte niemand
erwartet, dass der SCW
nun Woche für Woche
bessere Mannschaften
niederkämpft. Das
gelingt vielleicht
zwei-, dreimal in einer
Saison. Auf Dauer aber
setzt sich Klasse durch.
Und die fehlt der
jungen, völlig neu
zusammengestellten
Mannschaft noch. Ob sie
in dieser Konstellation
jemals das Niveau
erreicht, das in der
fünften Liga verlangt
wird, muss sich noch
zeigen. Uli Reimann und
sein Co-Trainer Jörg
Tottmann arbeiten dran.
Sie wissen, dass es
immer wieder Rückschläge
geben wird. Umso
wichtiger sind die
wenigen
Erfolgserlebnisse, auch
wenn sie schon nach
einer Woche so
unwirklich erscheinen.
von Wolfgang Volmer
Quelle:
WAZ
Herne
MSV Duisburg II - SC Westfalia 04 Herne 5:0 (3:0)
Tore: 1:0 Somuah (11.), 2:0 Laletin (36.), 3:0 Aksoy (38.), 4:0 Türkeri (58., Foulelfmeter), 5:0 Türkeri (70.).
MSV Duisburg II: Lenz –
Karimow, Laletin,
Bomheuer, Hennen – Dej
(46. Reinert), Reiche
(78. Schöne), Öztürk,
Somuah (59. Ficara) –
Aksoy, Türkeri
SCW: Kurz – Sagmak,
Kraska, Liedtke,
Tottmann – Pachutzki,
Stöhr, Sazoglu, Skupin
(34. Jakobs), Westphal
(44. Senge) - Stevanovic
SR: Tobias Altehenger
(Köln)
Zuschauer: 120.