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Kostenlose Lehrstunde
 

07.11.11

Der Höhenflug war kurz, der Absturz schmerzhaft. Nur eine Woche nach dem Sensationssieg über Spitzenreiter Köln ging der SC Westfalia an der Wedau unter und meldete sich mit einer 0:5-Schlappe zurück in der Normalität.

Obwohl bis auf den gesperrten Robin Gallus exakt die „Kölner Elf“ auf dem Platz stand, war von neuem Selbstbewusstsein nie etwas zu spüren. Im Gegenteil. Statt frisch und frech draufzugehen und dem Gegner den Kampf anzubieten, hielten die Herner ehrfürchtigen Abstand und ließen die Jungzebras gewähren. Und die freuten sich über so viel Platz und tobten ihre Spielfreude 90 Minuten lang nahezu ungestört aus.


Die SCW-Kicker kamen gegen die flinken Zebras meist einen Schritt zu spät                                          Foto: InfoSchlumpf

Vielleicht hätte es anders ausgesehen, wenn die Herner Abwehr länger dicht gehalten hätte. Doch nach nur elf Minuten war das Defensivkonzept von Trainer Uli Reimann bereits durchkreuzt, als Somuah nach einer abgewehrten Flanke von der Strafraumgrenze aus ungehindert Maß nehmen durfte. Weder Julian Stöhr, der in die Schussbahn zu grätschen versuchte, noch Keeper Pascal Kurz konnten den ersten Einschlag verhindern.


Das 1:0 für den MSV durch Somuah (Nr .20) in der 11. Spielminute                                                                       Foto: Cib

Doch trotz des Rückstandes gaben die Gäste ihre Taktik nicht auf, zogen sich weit zurück und ließen die Duisburger in aller Ruhe ihr Spiel aufbauen. Vor allem Reiche und Öztürk nutzten die Freiräume und inszenierten einen Angriff nach dem anderen. Weil Maik Liedtke Aksoys Kopfball noch von der Linie schlug (17.) und Kurz Öztürks Linksschuss mit tollem Hechtsprung um den Pfosten drehte (30.), blieb Herne im Spiel – und hätte sogar ausgleichen können, als Nicolas Stevanovic eine missglückte Rückgabe vor dem herausstürzenden Torhüter Lenz erlief, aber überhastet und kläglich versiebte (32.).

Die Rache folgte auf dem Fuße. Als Kurz bei einer Ecke auf der Linie klebte und auch kein Abwehrspieler energisch störte, köpfte Laletin aus fünf Metern zum 2:0 ein. Die Gäste gefielen sich offenbar in der Zuschauerrolle, und weil sich auch das Gespann nicht genötigt sah, Aksoys Abseitsstellung zu bemängeln, zappelte die Kugel zwei Minuten später erneut im Herner Tor.


In dieser Szene kann die Herner Abwehr klären                                                                                                      Foto: Cib

Damit waren die Punkte verteilt, die komplette zweite Hälfte geriet zum Schaulaufen der in jeder Hinsicht klar überlegenen Duisburger. Die spielten nun richtig flotten Kombinationsfußball, zerlegten die Herner Abwehr spielerisch leicht in ihre Einzelteile und erhöhten durch zwei Türkeri-Tore auf 5:0. Für den SCW war’s eine Lehrstunde – es wird nicht die letzte bleiben.


Trainerstimme:

Uli Reimann (SCW): Wir waren heute viel zu weit von den Leuten entfernt, sind nie richtig in die Zweikämpfe gekommen. Vor dem ersten Tor hatten wir den Ball schon rausgeschlagen, sind dann aber nicht richtig gegen den zweiten Ball gegangen. Beim zweiten Tor war es ähnlich, da ist im Fünfmeterraum keiner mit dem Achtzehner hoch gegangen, beim dritten Tor hebt Liedtke wohl das Abseits auf. Duisburg war heute viel agiler und spritziger, hatte richtig Spielfreude, und wir hatten nicht die nötige Entschlossenheit dage­gen zu setzen. Und dann kommt eben so ein Ergebnis dabei heraus. Der Duisburger Sieg ist jedenfalls auch in dieser Höhe verdient.


Kommentar:

Traum und Wirklichkeit

Alles nur geträumt? Nein, der Sieg über Viktoria Köln am letzten Wochenende, er muss wohl Realität sein. Die Punkte jedenfalls wurden Westfalia Herne gut geschrieben. Und die Tabelle lügt ja angeblich nicht.

Wer die Vorstellung der Reimann-Elf gestern in Duisburg sah, der musste sich allerdings kneifen. Das sollte dieselbe Truppe sein, die den Unbezwingbaren besiegt hatte? Die mit Leidenschaft, Laufbereitschaft und Einsatzfreude alle fußballerischen Defizite kompensiert hatte? Kaum zu glauben.

Aber wahr. Leider. Und die Herner Fans trugen‘s mit Fassung. Denn ernsthaft hatte niemand erwartet, dass der SCW nun Woche für Woche bessere Mannschaften niederkämpft. Das gelingt vielleicht zwei-, dreimal in einer Saison. Auf Dauer aber setzt sich Klasse durch.

Und die fehlt der jungen, völlig neu zusammengestellten Mannschaft noch. Ob sie in dieser Konstellation jemals das Niveau erreicht, das in der fünften Liga verlangt wird, muss sich noch zeigen. Uli Reimann und sein Co-Trainer Jörg Tottmann arbeiten dran. Sie wissen, dass es immer wieder Rückschläge geben wird. Umso wichtiger sind die wenigen Erfolgserlebnisse, auch wenn sie schon nach einer Woche so unwirklich erscheinen.


von Wolfgang Volmer

Quelle: WAZ Herne
 

MSV Duisburg II - SC Westfalia 04 Herne 5:0 (3:0)

Tore: 1:0 Somuah (11.), 2:0 Laletin (36.), 3:0 Aksoy (38.), 4:0 Türkeri (58., Foulelfmeter), 5:0 Türkeri (70.).

MSV Duisburg II: Lenz – Karimow, Laletin, Bomheuer, Hennen – Dej (46. Reinert), Reiche (78. Schöne), Öztürk, Somuah (59. Ficara) – Aksoy, Türkeri

SCW: Kurz – Sagmak, Kraska, Liedtke, Tottmann – Pachutzki, Stöhr, Sazoglu, Skupin (34. Jakobs), Westphal (44. Senge) - Stevanovic

SR: Tobias Altehenger (Köln)

Zuschauer: 120.


Fotoalbum von InfoSchlumpf
 

 

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