PRESSE

Aufbaugegner Westfalia
 

29.02.12

Die 0:5-Klatsche von Sonntag ist noch nicht verdaut, da droht schon die nächste Ohrfeige: Am Mittwoch muss NRW-Ligist SC Westfalia Herne in der Krefelder Grotenburg antreten, wo um 19.30 Uhr das Nachholspiel gegen den KFC Uerdingen 05 angepfiffen wird. „Und man kann nicht gerade sagen, dass wir da mit breiter Brust auflaufen können“, erlaubt sich Uli Reimann einen Anflug von Zynismus.

Viel anders lässt sich das Trainerdasein in Herne dieser Tage auch kaum ertragen. Nach einer Hinrunde mit zwei Siegen, zwei Unentschieden, aber 13 Niederlagen wollten Uli Reimann und sein Co-Trainer Jörg Tottmann in der Wintervorbereitung erkannte Defizite aufarbeiten, hofften, ihre junge Mannschaft wenigstens in die Nähe des im Liga-Alltag verlangten Niveaus zu heben. Vergebens, nimmt man die aktuellen Eindrücke als Maßstab: So setzte es in Testspielen gegen unterklassige Gegner zuletzt vier teils derbe Niederlagen, und als es am Sonntag gegen Hüls erstmals um Punkte ging, bestätigte sich die Vermutung: In der derzeitigen Verfassung ist der SCW in der NRW-Liga heillos überfordert.

Natürlich war auch Uli Reimann gebügelt. „So eine Abreibung macht keinem Spaß. Den Spielern nicht, den Trainern nicht, dem Vorstand nicht und auch nicht den Zuschauern“, weiß er um die miese Stimmung. „Aber es hilft nichts: Auch nach solchen Debakeln musst du wieder aufstehen.“ Das vor allem ist es, was der frühere Profi seinen Spielern vermitteln will: sich nie hängen zu lassen, Rückschläge wegzustecken, stärker wiederzukommen. Und immer alles zu geben. Gerade deshalb irritiert es ihn besonders, wenn sich, wie am Sonntag von ihm kritisiert, einzelne Spieler nicht an interne Vorgaben halten. „Diese leichtfertige Denkweise ist mir völlig fremd. Das gab’s zu unserer Zeit nicht und macht mich auch ziemlich knatschig“, gibt der 48-Jährige zu. „Aber das legt sich auch wieder.“

Hofft er zumindest. Hilfreich wäre es, so Reimann, wenn sich die Truppe, die er in Uerdingen aufs Feld schickt, „den Hintern aufreißt und zu hundert Prozent an die Vorgaben hält.“ Dann sei auch ein knappes Ergebnis, eventuell sogar ein Unentschieden drin. „Von einem Sieg wollen wir erstmal nicht mehr reden.“

Dabei flößt der KFC Uerdingen 05 momentan auch nicht unbedingt Angst und Schrecken ein. Als einer der Titelfavoriten in die Saison gestartet, übrigens mit einem 4:0-Sieg in Herne nach vier Toren von Jochen Höfler, sind die Krefelder Mitte der Hinrunde in eine Krise geschlittert. Der letzte Sieg datiert vom 23. Oktober (2:1 in Dornberg), aus den folgenden sechs Meisterschaftsspielen holten die Uerdinger gerade noch einen Punkt (0:0 gegen Duisburg II) und rutschten vom zweiten auf den neunten Platz ab.

Auch der neue Trainer Jörg Jung, der Mitte November den geschassten Peter Wrongowitz ersetzte, könnte schon ersten Gegenwind spüren, wenn gegen den Tabellenvorletzten aus Herne nicht endlich der erste Dreier seiner Amtszeit eingefahren wird. Allerdings muss er auf ein halbes Dutzend verletzter Spieler verzichten. Auch Torjäger Jochen Höfler fällt mit einem doppelten Außenbandriss weiter aus. Trotzdem hat Jung noch genügend Qualität im Kader, der im Winter durch die erfahrenen Hasan Ugur und Orhan Özkaya sowie den jungen Innenverteidiger Lars Klitzsch verstärkt wurde.

Beim SCW deutet sich trotz des 0:5-Debakels kein größerer Umbau im Mannschaftsgefüge an. Reimann setzt auf eine bessere Einstellung, nicht auf eine umgekrempelte Aufstellung. Kleinere Änderungen aber sind durchaus möglich. So darf Danny Tottmann nach guten Trainingsleistungen mit seinem Einsatz rechnen.

von Wolfgang Volmer

Quelle: WAZ Herne

 

 

© SC Westfalia 04 Herne e.V. 2012