Die 0:5-Klatsche von
Sonntag ist noch nicht
verdaut, da droht schon
die nächste Ohrfeige: Am
Mittwoch muss NRW-Ligist
SC Westfalia Herne in
der Krefelder Grotenburg
antreten, wo um 19.30
Uhr das Nachholspiel
gegen den KFC Uerdingen
05 angepfiffen wird.
„Und man kann nicht
gerade sagen, dass wir
da mit breiter Brust
auflaufen können“,
erlaubt sich Uli Reimann
einen Anflug von
Zynismus.
Viel anders lässt sich
das Trainerdasein in
Herne dieser Tage auch
kaum ertragen. Nach
einer Hinrunde mit zwei
Siegen, zwei
Unentschieden, aber 13
Niederlagen wollten Uli
Reimann und sein
Co-Trainer Jörg Tottmann
in der
Wintervorbereitung
erkannte Defizite
aufarbeiten, hofften,
ihre junge Mannschaft
wenigstens in die Nähe
des im Liga-Alltag
verlangten Niveaus zu
heben. Vergebens, nimmt
man die aktuellen
Eindrücke als Maßstab:
So setzte es in
Testspielen gegen
unterklassige Gegner
zuletzt vier teils derbe
Niederlagen, und als es
am Sonntag gegen Hüls
erstmals um Punkte ging,
bestätigte sich die
Vermutung: In der
derzeitigen Verfassung
ist der SCW in der
NRW-Liga heillos
überfordert.
Natürlich war auch Uli
Reimann gebügelt. „So
eine Abreibung macht
keinem Spaß. Den
Spielern nicht, den
Trainern nicht, dem
Vorstand nicht und auch
nicht den Zuschauern“,
weiß er um die miese
Stimmung. „Aber es hilft
nichts: Auch nach
solchen Debakeln musst
du wieder aufstehen.“
Das vor allem ist es,
was der frühere Profi
seinen Spielern
vermitteln will: sich
nie hängen zu lassen,
Rückschläge
wegzustecken, stärker
wiederzukommen. Und
immer alles zu geben.
Gerade deshalb irritiert
es ihn besonders, wenn
sich, wie am Sonntag von
ihm kritisiert, einzelne
Spieler nicht an interne
Vorgaben halten. „Diese
leichtfertige Denkweise
ist mir völlig fremd.
Das gab’s zu unserer
Zeit nicht und macht
mich auch ziemlich
knatschig“, gibt der
48-Jährige zu. „Aber das
legt sich auch wieder.“
Hofft er zumindest.
Hilfreich wäre es, so
Reimann, wenn sich die
Truppe, die er in
Uerdingen aufs Feld
schickt, „den Hintern
aufreißt und zu hundert
Prozent an die Vorgaben
hält.“ Dann sei auch ein
knappes Ergebnis,
eventuell sogar ein
Unentschieden drin. „Von
einem Sieg wollen wir
erstmal nicht mehr
reden.“
Dabei flößt der KFC
Uerdingen 05 momentan
auch nicht unbedingt
Angst und Schrecken ein.
Als einer der
Titelfavoriten in die
Saison gestartet,
übrigens mit einem
4:0-Sieg in Herne nach
vier Toren von Jochen
Höfler, sind die
Krefelder Mitte der
Hinrunde in eine Krise
geschlittert. Der letzte
Sieg datiert vom 23.
Oktober (2:1 in
Dornberg), aus den
folgenden sechs
Meisterschaftsspielen
holten die Uerdinger
gerade noch einen Punkt
(0:0 gegen Duisburg II)
und rutschten vom
zweiten auf den neunten
Platz ab.
Auch der neue Trainer
Jörg Jung, der Mitte
November den geschassten
Peter Wrongowitz
ersetzte, könnte schon
ersten Gegenwind spüren,
wenn gegen den
Tabellenvorletzten aus
Herne nicht endlich der
erste Dreier seiner
Amtszeit eingefahren
wird. Allerdings muss er
auf ein halbes Dutzend
verletzter Spieler
verzichten. Auch
Torjäger Jochen Höfler
fällt mit einem
doppelten Außenbandriss
weiter aus. Trotzdem hat
Jung noch genügend
Qualität im Kader, der
im Winter durch die
erfahrenen Hasan Ugur
und Orhan Özkaya sowie
den jungen
Innenverteidiger Lars
Klitzsch verstärkt
wurde.
Beim SCW deutet sich
trotz des 0:5-Debakels
kein größerer Umbau im
Mannschaftsgefüge an.
Reimann setzt auf eine
bessere Einstellung,
nicht auf eine
umgekrempelte
Aufstellung. Kleinere
Änderungen aber sind
durchaus möglich. So
darf Danny Tottmann nach
guten
Trainingsleistungen mit
seinem Einsatz rechnen.
von Wolfgang Volmer
Quelle:
WAZ
Herne