PRESSE

Trauriger Sonntag am Schloss
 

02.06.13

Rückschlag statt Rettung: Durch ein 1:3 gegen die Hammer SpVg im letzten Heimspiel der Oberligasaison rutschte Westfalia Herne wieder auf einen Abstiegsplatz ab. Doch das war nicht das Schlimmste an einem traurigen Sonntag am Schloss Strünkede.

Trauriger Tag am Schloss Strünkede. Dass Westfalia Herne eine Woche vor Saisonschluss wieder auf einen Abstiegsplatz abrutschte, war noch das geringste Problem. Weit schlimmer waren Schicksalsschläge, die einzelne Personen der Vereinsfamilie und deren Angehörige ereilten. Vorsitzender Sascha Loch, gerade Mitte Vierzig, erlitt in der Nacht zu Samstag einen Herzinfarkt und lag gestern noch auf der Intensivstation. Die ultimative Hiobsbotschaft aber kam kurz vor Spielbeginn: Werner Stock, langjähriges Mitglied des Westfalia-Jugendvorstands und Schwiegervater von Kapitän Michael Planhof, war an seinem 60. Geburtstag unter tragischen Umständen verstorben. Gerade hatte er seine Gäste zum Brunch begrüßt, da sackte Werner Stock in sich zusammen und war auf der Stelle tot.

Der Spielbericht war bereits ausgefüllt, Michael Planhof zum Aufwärmen auf dem Platz, da traf ihn die Nachricht wie ein Keulenschlag. Tränenüberströmt, so berichteten es seine Kameraden, habe sich der Kapitän verabschiedet, um seiner Frau und ihrer Familie beizustehen.

Einen solchen Schock können auch abgebrühte Mannschaften nur schwerlich wegstecken. Die junge Herner Truppe musste es. Der 38-jährige Kiki Kaup, bis Freitag noch angeschlagen, übernahm Planhofs Position und die Aufgabe, das Team zu stabilisieren. Und die Herner taten, was sie konnten. Nachdem sie dank Marcel Johns’ tollem Reflex eine erste Hammer Doppelchance durch Höfler und Falk (4.) schadlos überstanden hatten, kamen sie langsam besser ins Spiel und starteten auch einige ordentliche Offensivaktionen, an denen fast immer der in der ersten Hälfte überragende Matthias Krantz beteiligt war. Die beste Chance aber bereitete Onur Özbicerler mit einem feinen Pass auf Marc Schröter vor. Der unermüdliche Rackerer im SCW-Sturm aber traute sich nicht, aus zehn Metern mit dem linken Fuß abzuschließen, sondern brachte nur einen harmlosen Roller zustande (14.)..

Eine Minute später spielte Krantz nach feinem Dribbling einen Tick zu spät ab, so dass Kiki Johns nicht mehr richtig zum Abschluss kam, dann zischte Semih Gülers 18m-Schuss über den Querbalken. Doch kaum schien es, als sollte der SCW die Partie in den Griff kriegen, da lag er auch schon hinten. Über den Schopf eines Abwehrspielers rutschte ein Schiller-Freistoß zu Michael Baum, und der Ex-Herner staubte aus fünf Metern ab. Sein müder Jubel zeigte: Gern hatte „Bäumchen“ an alter Wirkungsstätte nicht getroffen.


Das 1:0 für Hamm durch den Ex-Herner Michael Baum.                                                                            Foto: InfoSchlumpf

Die Antwort ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Hatte Schröter nach schöner Kombination über Krantz und Robin Gallus das Ziel noch verfehlt (22.), zappelte die Kugel Sekunden später doch im HSV-Netz. Die nachfolgende Ecke, kurz gespielt, rammte Robert Hansmann per Kopf unter die Latte.


Das 1:1 durch Robert Hansmann (Nr. 21) in der 23. Minute.                                                                                       Foto: Cib

Munter ging es auch bis zur Pause weiter. Beide Teams spielten nach vorne und hatten gefährliche Aktionen, wobei die Gäste mit zwei Lattentreffern die besseren Chancen besaßen. War das 1:1 zur Halbzeit von daher eher schmeichelhaft, hätte die Silberbach-Elf nach Wiederbeginn sogar in Führung gehen können. Doch weder Johns (55.), von Krantz in die Gasse geschickt, noch Güler (58.) konnten den Ball an Torwart Stiepermann vorbeispitzeln.

Im leidenschaftlichen Bestreben, ein Tor nachzulegen, vergaßen die Herner aber zu häufig die Absicherung. Und das lässt eine clevere, mit individuell guten Fußballern besetzte Mannschaft wie die aus Hamm selten unbestraft. Gestern war es der antrittsschnelle Jochen Höfler, der die Räume in der nun mehrfach schlecht gestaffelten Deckung brutal nutzte. Vier Minuten nach seinem Tor zum 1:2 ging er erneut auf und davon, wurde von Kaup noch von den Beinen geholt. Den fälligen Strafstoß, von Cerci platziert, aber lasch geschossen, hielt Johns sogar fest – um sich Sekunden später, wieder nach einer Herner Standardsituation, erneut einem allein auf sich zueilenden Höfler gegenüber zu sehen. Gekonnt umkurvte der Hammer Torjäger den SCW-Schlussmann und netzte lässig ein. Das Herner Schicksal war besiegelt.


SCW-Keeper Marcel Johns, einmal mehr Hernes Bester, hält den Foulelfmeter von Cerci.                                        Foto. Cib

Aber das war nicht das Schlimmste an einem traurigen Sonntag.


SC Westfalia 04 Herne - Hammer SpVg 1:3 (1:1)

Tore: 0:1 (20.) Baum, 1:1 (23.) Hansmann, 1:2 , 1:3 (76./81.) Höfler.

SCW: M. Johns - Kaya, Hansmann, Kaup, Gallus - Güler, Özbicerler - Pollasch, Chr. Johns (80. Petrovic), Krantz - Schröter (65. Tekin).

HSV: Stiepermann - Schaffer, Baum, Harder, Schiller (83. Müller) - Backszat, Glöden, Meschede (56. Dick), Cerci - Falk (69. Erzen), Höfler.

SR: Tim Neubauer.

Zuschauer: 350

Bes. Vorkommnis: M. Johns hält Foulelfmeter von Cerci (79., Kaup an Höfler).
 

Trainerstimmen:

Sven Heinze (HSV): Heute hat man wieder gesehen, dass Fußball nicht das Wichtigste im Leben ist. Wir sind natürlich trotzdem froh, dass wir uns mit dem Sieg gerettet haben. Euch wünschen wir, dass ihr es packt. Westfalia Herne gehört in die Oberliga.

Jörg Silberbach (SCW): Das war ein ganz bitteres Wochenende. Die Jungs haben trotz allem alles gegeben, aber der Gegner hatte die Klasse, unsere Fehler auszunutzen. Wir werden aber weiter versuchen, uns das Glück, das wir brauchen, zu erkämpfen.


Wolfgang Volmer

Quelle: WAZ Herne


Fotoalbum Jörg Henrich
 

 

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