Rückschlag statt
Rettung: Durch ein 1:3
gegen die Hammer SpVg im
letzten Heimspiel der
Oberligasaison rutschte
Westfalia Herne wieder
auf einen Abstiegsplatz
ab. Doch das war nicht
das Schlimmste an einem
traurigen Sonntag am
Schloss Strünkede.
Trauriger Tag am Schloss
Strünkede. Dass
Westfalia Herne eine
Woche vor Saisonschluss
wieder auf einen
Abstiegsplatz
abrutschte, war noch das
geringste Problem. Weit
schlimmer waren
Schicksalsschläge, die
einzelne Personen der
Vereinsfamilie und deren
Angehörige ereilten.
Vorsitzender Sascha
Loch, gerade Mitte
Vierzig, erlitt in der
Nacht zu Samstag einen
Herzinfarkt und lag
gestern noch auf der
Intensivstation. Die
ultimative
Hiobsbotschaft aber kam
kurz vor Spielbeginn:
Werner Stock,
langjähriges Mitglied
des
Westfalia-Jugendvorstands
und Schwiegervater von
Kapitän Michael Planhof,
war an seinem 60.
Geburtstag unter
tragischen Umständen
verstorben. Gerade hatte
er seine Gäste zum
Brunch begrüßt, da
sackte Werner Stock in
sich zusammen und war
auf der Stelle tot.
Der Spielbericht war
bereits ausgefüllt,
Michael Planhof zum
Aufwärmen auf dem Platz,
da traf ihn die
Nachricht wie ein
Keulenschlag.
Tränenüberströmt, so
berichteten es seine
Kameraden, habe sich der
Kapitän verabschiedet,
um seiner Frau und ihrer
Familie beizustehen.
Einen solchen Schock
können auch abgebrühte
Mannschaften nur
schwerlich wegstecken.
Die junge Herner Truppe
musste es. Der
38-jährige Kiki Kaup,
bis Freitag noch
angeschlagen, übernahm
Planhofs Position und
die Aufgabe, das Team zu
stabilisieren. Und die
Herner taten, was sie
konnten. Nachdem sie
dank Marcel Johns’
tollem Reflex eine erste
Hammer Doppelchance
durch Höfler und Falk
(4.) schadlos
überstanden hatten,
kamen sie langsam besser
ins Spiel und starteten
auch einige ordentliche
Offensivaktionen, an
denen fast immer der in
der ersten Hälfte
überragende Matthias
Krantz beteiligt war.
Die beste Chance aber
bereitete Onur
Özbicerler mit einem
feinen Pass auf Marc
Schröter vor. Der
unermüdliche Rackerer im
SCW-Sturm aber traute
sich nicht, aus zehn
Metern mit dem linken
Fuß abzuschließen,
sondern brachte nur
einen harmlosen Roller
zustande (14.)..
Eine Minute später
spielte Krantz nach
feinem Dribbling einen
Tick zu spät ab, so dass
Kiki Johns nicht mehr
richtig zum Abschluss
kam, dann zischte Semih
Gülers 18m-Schuss über
den Querbalken. Doch
kaum schien es, als
sollte der SCW die
Partie in den Griff
kriegen, da lag er auch
schon hinten. Über den
Schopf eines
Abwehrspielers rutschte
ein Schiller-Freistoß zu
Michael Baum, und der
Ex-Herner staubte aus
fünf Metern ab. Sein
müder Jubel zeigte: Gern
hatte „Bäumchen“ an
alter Wirkungsstätte
nicht getroffen.
Das 1:0 für Hamm durch
den Ex-Herner Michael
Baum.
Foto: InfoSchlumpf
Die Antwort ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Hatte Schröter nach schöner Kombination über Krantz und Robin Gallus das Ziel noch verfehlt (22.), zappelte die Kugel Sekunden später doch im HSV-Netz. Die nachfolgende Ecke, kurz gespielt, rammte Robert Hansmann per Kopf unter die Latte.
Das 1:1 durch Robert
Hansmann (Nr. 21) in der
23. Minute.
Foto: Cib
Munter ging es auch bis
zur Pause weiter. Beide
Teams spielten nach
vorne und hatten
gefährliche Aktionen,
wobei die Gäste mit zwei
Lattentreffern die
besseren Chancen
besaßen. War das 1:1 zur
Halbzeit von daher eher
schmeichelhaft, hätte
die Silberbach-Elf nach
Wiederbeginn sogar in
Führung gehen können.
Doch weder Johns (55.),
von Krantz in die Gasse
geschickt, noch Güler
(58.) konnten den Ball
an Torwart Stiepermann
vorbeispitzeln.
Im leidenschaftlichen
Bestreben, ein Tor
nachzulegen, vergaßen
die Herner aber zu
häufig die Absicherung.
Und das lässt eine
clevere, mit individuell
guten Fußballern
besetzte Mannschaft wie
die aus Hamm selten
unbestraft. Gestern war
es der antrittsschnelle
Jochen Höfler, der die
Räume in der nun
mehrfach schlecht
gestaffelten Deckung
brutal nutzte. Vier
Minuten nach seinem Tor
zum 1:2 ging er erneut
auf und davon, wurde von
Kaup noch von den Beinen
geholt. Den fälligen
Strafstoß, von Cerci
platziert, aber lasch
geschossen, hielt Johns
sogar fest – um sich
Sekunden später, wieder
nach einer Herner
Standardsituation,
erneut einem allein auf
sich zueilenden Höfler
gegenüber zu sehen.
Gekonnt umkurvte der
Hammer Torjäger den
SCW-Schlussmann und
netzte lässig ein. Das
Herner Schicksal war
besiegelt.
SCW-Keeper Marcel Johns,
einmal mehr Hernes
Bester, hält den
Foulelfmeter von Cerci.
Foto. Cib
Aber das war nicht das
Schlimmste an einem
traurigen Sonntag.
SC Westfalia 04 Herne -
Hammer SpVg 1:3 (1:1)
Tore: 0:1 (20.) Baum,
1:1 (23.) Hansmann, 1:2
, 1:3 (76./81.) Höfler.
SCW: M. Johns - Kaya,
Hansmann, Kaup, Gallus -
Güler, Özbicerler -
Pollasch, Chr. Johns
(80. Petrovic), Krantz -
Schröter (65. Tekin).
HSV: Stiepermann -
Schaffer, Baum, Harder,
Schiller (83. Müller) -
Backszat, Glöden,
Meschede (56. Dick),
Cerci - Falk (69.
Erzen), Höfler.
SR: Tim Neubauer.
Zuschauer: 350
Bes. Vorkommnis: M.
Johns hält Foulelfmeter
von Cerci (79., Kaup an
Höfler).
Trainerstimmen:
Sven Heinze
(HSV): Heute hat man
wieder gesehen, dass
Fußball nicht das
Wichtigste im Leben ist.
Wir sind natürlich
trotzdem froh, dass wir
uns mit dem Sieg
gerettet haben. Euch
wünschen wir, dass ihr
es packt. Westfalia
Herne gehört in die
Oberliga.
Jörg Silberbach (SCW):
Das war ein ganz
bitteres Wochenende. Die
Jungs haben trotz allem
alles gegeben, aber der
Gegner hatte die Klasse,
unsere Fehler
auszunutzen. Wir werden
aber weiter versuchen,
uns das Glück, das wir
brauchen, zu erkämpfen.
Wolfgang Volmer
Quelle: WAZ Herne