Westfalia Herne gewinnt
hektischen Ligagipfel
gegen spielstarke Lüner
glücklich mit 2:1 und
baut seine
Tabellenführung auf fünf
Punkte aus.
Wer oben steht, dem
läuft das Glück
hinterher, der gewinnt
auch enge Spiele. Diese
seltsame Wahrheit des
Fußballs, bekannt auch
als „Bayern-Dusel“,
bestätigte sich an
diesem Sonntag auch am
Schloss Strünkede.
Spitzenreiter Westfalia
Herne wankte,
verteidigte gegen einen
spielerisch klar
besseren Lüner SV mit
Mühe und Not ein 1:1 –
und feierte durch ein
spätes Tor von Dejan
Petrovic doch noch den
siebten Sieg in Folge.
Wahnsinn, einfach
verrückt.
Verrückt war vor allem
auch die erste Halbzeit
des Ligagipfels, zu dem
der Begriff „Spiel“ so
gar nicht passte. Schon
nach dem Aufwärmen
flogen verbale
Giftpfeile hin und her,
und auch auf dem Platz
ging es sofort heftig
zur Sache. Nicklige
Zweikämpfe und deftige
Fouls bildeten die
Basis, auf der beide
Teams ihre Spielidee
bauten.
Die allerdings
unterschied sich extrem.
Während der Gast, wie
von SCW-Trainer
Knappmann prophezeit,
über schnelle Passfolgen
seiner flinken,
ballgewandten Spieler
nach vorn kam, suchte
der SCW den Erfolg mit
langen, oft diagonal
geschlagenen Bällen.
Beide Strategien
stellten die
Abwehrreihen vor
Probleme. Die erste
klare Torchance bot sich
den Hernern, als Trisic
eine Kaya-Flanke mit dem
Kopf auf Maurice Kühn
zurücklegte, der aber
aus kurzer Distanz an
Torwart Fischer
scheiterte. Gleich im
Gegenzug lag das 0:1 in
der Luft, aber
Pfennigstorfs
Direktabnahme klatschte
an den Außenpfosten.
Diese Lüner Chance
deckte eine
Schwachstelle in der
SCW-Abwehr auf, die der
Gast fortan mehrfach
nutzte. Auf den
Außenbahnen war Herne
oft in Unterzahl. Ob die
Offensivkräfte nicht
genug nach hinten
arbeiteten, oder die
letzte Reihe zu tief
stand, wie es Christian
Knappmann monierte, sei
dahingestellt. Kompakt
wirkte die SCW-Deckung
jedenfalls nicht.

Über 600 Zuschauer sahen
eine umkämpfte Partie
mit einem glücklichem
Sieger.
Foto: Henrich
Trotzdem passierte
zunächst nicht mehr
viel, bis Enes Kaya fünf
hyperhektische Minuten
einleitete. Nachdem ihn
ein Freistoß voll ins
Gesicht getroffen hatte,
spuckte Hernes
Außenstürmer erst Blut,
um dann seinen
Rachefeldzug zu starten.
Ohne Aussicht, an den
Ball zu kommen, rannte
er wie wild auf seinen
Gegner zu und mähte ihn
von den Beinen. „Rot“
war die logische Strafe.
Kaum hatten sich die
Rudel entknäult und
Schiedsrichter Weller
die Partie wieder
freigegeben, wälzte sich
Fatlum Zaskoku mit
blutendem Mund am Boden.
Fern vom Ball hatte ihn
Pfennigstorf mit dem
Ellbogen
niedergestreckt. Ein
Assistent hatte es
gesehen, und weiter
ging’s mit Zehn gegen
Zehn.
Kurz nachdem Marko
Onucka für Herne (28.)
und Rosenkranz für den
LSV (29.) klare
Möglichkeiten versiebt
hatten, klingelte es
dann doch. Ribeiro hatte
nach Ekicis feiner
Vorarbeit den Ball nicht
voll getroffen, aber
Adamczok war mitgelaufen
und stupste ihn über die
Linie des SCW-Tores.
Kühn hätte fast
ausgeglichen, aber
Fischer parierte
glänzend (42.). Sekunden
vor der Pause aber
durfte Herne doch
jubeln. Ferati hatte
clever einen nicht
unberechtigten Elfmeter
herausgeholt und
höchstselbst verwandelt.
Nach Wiederbeginn
beruhigte sich das
Geschehen,. Lünen hatte
nun eindeutig die
Spielkontrolle, Herne
lief fast nur noch
hinterher. Ganz klare
Chancen erspielte sich
zwar auch der Gast
nicht, aber er schien
dem Sieg eindeutig
näher. Bis Petrovic eine
Lüner Kopfballabwehr im
16-er mit der Brust
annahm und die Kugel per
Dropkick ins Netz
beförderte.

88. Minute: Dejan
Petrovic (rechts) jagt
den Ball zum 2:1-Sieg in
die Maschen.
Foto: Cib
Die wütenden Lüner
Schlussattacken
brachten, abgesehen von
einer weiteren Roten
Karte, nichts mehr ein.
„Wir hätten mindestens
einen, wenn nicht drei
Punkte verdient gehabt“,
resümierte Gästetrainer
Mario Plechaty. Dem
wollte Christian
Knappmann nicht
widersprechen. „Lünen
war sehr gut auf uns
eingestellt“, lobte er
den Gegner. „Ich selber
war heute etwas ruhiger,
weil die Partie eh schon
hektisch war.“ Eine
Lehre müsse er daraus
ziehen. „Wenn ich zu
ruhig bin, läuft unsere
Pressingmaschine nicht
auf vollen Touren
Deshalb muss man heute
von einem glücklichen
Sieg sprechen.“
SC Westfalia 04 Herne -
Lüner SV 2:1 (1:1)
Tore: 0:1 (31.) Adamczok,
1:1 (45.+1) Ferati
(Foulelfmeter), 2:1
(88.) Petrovic.
SCW: Carpentier - Rößler
(67. Gumpert), Zaskoku,
Haar, Mützel (61.
Petrovic) - Kühn, Klaas
- Kaya, Ferati, Onucka -
Trisic (52. Temme).
SR: Felix Weller
(Neunkirchen).
Zuschauer: 615
Rote Karten: Kaya (SCW/21.),
Pfennigstorf (LSV/24.),
Cömert (LSV/89.).
Quelle:
WAZ Herne
| Wolfgang Volmer
Fotoalbum J. Henrich