PRESSE

Spätes Siegtor lässt SCW jubeln
 

26.09.16

Westfalia Herne gewinnt hektischen Ligagipfel gegen spielstarke Lüner glücklich mit 2:1 und baut seine Tabellenführung auf fünf Punkte aus.

Wer oben steht, dem läuft das Glück hinterher, der gewinnt auch enge Spiele. Diese seltsame Wahrheit des Fußballs, bekannt auch als „Bayern-Dusel“, bestätigte sich an diesem Sonntag auch am Schloss Strünkede. Spitzenreiter Westfalia Herne wankte, verteidigte gegen einen spielerisch klar besseren Lüner SV mit Mühe und Not ein 1:1 – und feierte durch ein spätes Tor von Dejan Petrovic doch noch den siebten Sieg in Folge. Wahnsinn, einfach verrückt.

Verrückt war vor allem auch die erste Halbzeit des Ligagipfels, zu dem der Begriff „Spiel“ so gar nicht passte. Schon nach dem Aufwärmen flogen verbale Giftpfeile hin und her, und auch auf dem Platz ging es sofort heftig zur Sache. Nicklige Zweikämpfe und deftige Fouls bildeten die Basis, auf der beide Teams ihre Spielidee bauten.

Die allerdings unterschied sich extrem. Während der Gast, wie von SCW-Trainer Knappmann prophezeit, über schnelle Passfolgen seiner flinken, ballgewandten Spieler nach vorn kam, suchte der SCW den Erfolg mit langen, oft diagonal geschlagenen Bällen. Beide Strategien stellten die Abwehrreihen vor Probleme. Die erste klare Torchance bot sich den Hernern, als Trisic eine Kaya-Flanke mit dem Kopf auf Maurice Kühn zurücklegte, der aber aus kurzer Distanz an Torwart Fischer scheiterte. Gleich im Gegenzug lag das 0:1 in der Luft, aber Pfennigstorfs Direktabnahme klatschte an den Außenpfosten.

Diese Lüner Chance deckte eine Schwachstelle in der SCW-Abwehr auf, die der Gast fortan mehrfach nutzte. Auf den Außenbahnen war Herne oft in Unterzahl. Ob die Offensivkräfte nicht genug nach hinten arbeiteten, oder die letzte Reihe zu tief stand, wie es Christian Knappmann monierte, sei dahingestellt. Kompakt wirkte die SCW-Deckung jedenfalls nicht.


Über 600 Zuschauer sahen eine umkämpfte Partie mit einem glücklichem Sieger.                                         Foto: Henrich

Trotzdem passierte zunächst nicht mehr viel, bis Enes Kaya fünf hyperhektische Minuten einleitete. Nachdem ihn ein Freistoß voll ins Gesicht getroffen hatte, spuckte Hernes Außenstürmer erst Blut, um dann seinen Rachefeldzug zu starten. Ohne Aussicht, an den Ball zu kommen, rannte er wie wild auf seinen Gegner zu und mähte ihn von den Beinen. „Rot“ war die logische Strafe. Kaum hatten sich die Rudel entknäult und Schiedsrichter Weller die Partie wieder freigegeben, wälzte sich Fatlum Zaskoku mit blutendem Mund am Boden. Fern vom Ball hatte ihn Pfennigstorf mit dem Ellbogen niedergestreckt. Ein Assistent hatte es gesehen, und weiter ging’s mit Zehn gegen Zehn.

Kurz nachdem Marko Onucka für Herne (28.) und Rosenkranz für den LSV (29.) klare Möglichkeiten versiebt hatten, klingelte es dann doch. Ribeiro hatte nach Ekicis feiner Vorarbeit den Ball nicht voll getroffen, aber Adamczok war mitgelaufen und stupste ihn über die Linie des SCW-Tores. Kühn hätte fast ausgeglichen, aber Fischer parierte glänzend (42.). Sekunden vor der Pause aber durfte Herne doch jubeln. Ferati hatte clever einen nicht unberechtigten Elfmeter herausgeholt und höchstselbst verwandelt.

Nach Wiederbeginn beruhigte sich das Geschehen,. Lünen hatte nun eindeutig die Spielkontrolle, Herne lief fast nur noch hinterher. Ganz klare Chancen erspielte sich zwar auch der Gast nicht, aber er schien dem Sieg eindeutig näher. Bis Petrovic eine Lüner Kopfballabwehr im 16-er mit der Brust annahm und die Kugel per Dropkick ins Netz beförderte.


88. Minute: Dejan Petrovic (rechts) jagt den Ball zum 2:1-Sieg in die Maschen.                                                    Foto: Cib

Die wütenden Lüner Schlussattacken brachten, abgesehen von einer weiteren Roten Karte, nichts mehr ein.

„Wir hätten mindestens einen, wenn nicht drei Punkte verdient gehabt“, resümierte Gästetrainer Mario Plechaty. Dem wollte Christian Knappmann nicht widersprechen. „Lünen war sehr gut auf uns eingestellt“, lobte er den Gegner. „Ich selber war heute etwas ruhiger, weil die Partie eh schon hektisch war.“ Eine Lehre müsse er daraus ziehen. „Wenn ich zu ruhig bin, läuft unsere Pressingmaschine nicht auf vollen Touren Deshalb muss man heute von einem glücklichen Sieg sprechen.“
 

SC Westfalia 04 Herne - Lüner SV 2:1 (1:1)

Tore: 0:1 (31.) Adamczok, 1:1 (45.+1) Ferati (Foulelfmeter), 2:1 (88.) Petrovic.

SCW: Carpentier - Rößler (67. Gumpert), Zaskoku, Haar, Mützel (61. Petrovic) - Kühn, Klaas - Kaya, Ferati, Onucka - Trisic (52. Temme).

SR: Felix Weller (Neunkirchen). Zuschauer: 615

Rote Karten: Kaya (SCW/21.), Pfennigstorf (LSV/24.), Cömert (LSV/89.).


Quelle: WAZ Herne | Wolfgang Volmer

Fotoalbum J. Henrich