PRESSE

Westfalias Serie reißt in Hordel
 

03.10.16

Verfolger entscheidet das turbulente Gipfeltreffen mit 3:1 für sich und rückt den Hernern wieder auf die Pelle. Haar und Rößler sehen rot.

Jetzt ist es passiert. Die Siegesserie des SC Westfalia Herne ist ausgerechnet im Gipfeltreffen der Westfalenliga gerissen, der Spitzenreiter spürt den Atem seiner Verfolger wieder im Nacken. Auch wenn Schiedsrichter Jonathan Lautz sich beim Spießrutengang in die Kabine von den aufgebrachten SCW-Fans einiges anhören musste – eingebrockt haben sich die Herner diese unnötige 1:3-Schlappe in Hordel in erster Linie durch eigene Undiszipliniertheit. In zweiter Linie war sie auch das Verdienst einer spielstarken Hordeler Mannschaft, die in dem leidenschaftlichen, hoch emotionalen Derby ihre Nerven besser im Griff hatte und sich nicht zu überflüssigen Aussetzern hinreißen ließ.

So wie es Maurice Haar direkt nach Wiederan pfiff tat. Mit gestrecktem Bein, die Sohle voraus, sprang er Dragicevic an, nachdem ihm der Ball etwas weit weggesprungen war. Da konnte Lautz gar nicht anders, als sich in die Gesäßtasche zu greifen, wo der rote Karton sitzt.


Da hilft kein Lamentieren: Rote Karte für Maurice Haar (links) in der 46. Spielminute.                                       Foto: Kaiser

Fast eine ganze Halbzeit lang war Herne also in Unterzahl – und machte sich trotzdem unverdrossen daran, den unnötigen 0:1-Pausenrückstand durch einen Kopfball des sträflich ungedeckten Peter Elbers nach einer Ecke aufzuholen.


In der ersten Hälfte erspielte sich der SCW kaum nennenswerte Torchancen.                                                     Foto: Kaiser

Schien die Knappmann-Elf in der ersten Hälfte in ihrem taktischen Korsett fast ein wenig gefangen, warf sie nun alle Fesseln ab und drückte auf den Ausgleich – immer in Gefahr, durch einen Konter das 0:2 zu kassieren. Als TuS-Torjäger Berlinski aber das Kunststück fertigbrachte, den Ball aus drei Metern über den Kasten zu schaufeln (51.), witterten die Herner ihre Chance, schoben noch energischer nach und kamen zu einer ganzen Reihe von Standards in Tornähe. Eine dieser Situationen führte dann auch zum 1:1 durch Maurice Kühn, der eine Ferati-Ecke per Kopf über die Linie bugsierte (67.). Schon in der ersten Hälfte war der Ex-Schalker mit einem wuchtigen Kopfball am glänzend reagierenden Kampschäfer gescheitert (41.), ein zweiter Versuch des besten Herners verfehlte knapp sein Ziel (61.). Aller guten Dinge waren in diesem Falle drei – der dritte Kühn-Kopfball saß, Herne hatte in Unterzahl ausgeglichen, und nicht wenige der 600 Zuschauer trauten den Gästen sogar zu, die Partie komplett umzubiegen.

Fast wäre das schon drei Minuten später passiert, aber Petrovic zielte aus der Drehung zu hoch (70.). Mitten in diese starke Herner Phase hinein die kalte Dusche. Zaskoku ließ einen langen Ball über den Schopf rutschen, Seite an Seite mit Berlinski versuchte Kühn zu klären, aber irgendwie stocherte der Hordeler trotz Bedrängnis die Kugel unter Carpentier hindurch ins Netz (74.).

Zweiter Platzverweis entscheidet

Das war zu viel für die Herner Nerven. Zwei Minuten später stieß Rößler den eingewechselten Debski um und durfte als zweiter Herner vorzeitig duschen. Dass Schiedsrichter Lautz schließlich in der aufgeheizten Stimmung nichts mehr für die unentwegt motzenden Herner pfiff, Hordel aber noch einen mehr als fragwürdigen Handelfmeter zuerkannte, ließ die Situation fast eskalieren. Nur Ron Berlinski blieb ruhig, wartete, bis sich Carpentier für eine Ecke entschieden hatte, und schob den Ball zu seinem elften Saisontor über die Linie.

Das war’s. Gift war zwar auch danach noch genug im Spiel, die Punkte aber waren vergeben. Auch Christian Knappmann empfand den TuS-Sieg nicht als unverdient, obwohl er mit manchen Situationen haderte und Onuckas vergebener Großchance direkt nach dem 0:1 nachtrauerte. Offene Kritik am Spielleiter verkniff er sich. „Ich glaube, es war eine richtig geile Partie, da war schön Stimmung drin. Ich denke, das hat auch den Zuschauern richtig Bock gemacht“, fasste der SCW-Trainer die 90 Minuten zusammen.

So kann man’s auch sehen.


DJK TuS Hordel - SC Westfalia 04 Herne 3:1 (1:0)

Tore: 1:0 (25.) Elbers, 1:1 (67.) Kühn, 2:1 (76.) Berlinski, 3:1 (81.) Berlinski (11m).

TuS: Kampschäfer - Chr. Stöhr, Büscher, Gronemeier, Graberg - J. Stöhr, van der Heusen - Dragicevic (88. Waßmann), Elbers (82. Kitahashi), Wilke (69. Debski) - Berlinski.

SCW: Carpentier - Rößler, Zaskoku, Haar, Mützel - Rieker (53. Petrovic), Kühn, Klaas (53. Klein) - Trisic (62. Gumpert), Onucka, Ferati.

SR: Jonathan Lautz (Burbach).

Rote Karten: Haar (SCW/46.), Rößler (SCW/77).



Quelle: WAZ Herne | Wolfgang Volmer
 

SCW-TV: "1:3 - Die Siegesserie reißt in Hordel"

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