Verfolger entscheidet
das turbulente
Gipfeltreffen mit 3:1
für sich und rückt den
Hernern wieder auf die
Pelle. Haar und Rößler
sehen rot.
Jetzt ist es passiert.
Die Siegesserie des SC
Westfalia Herne ist
ausgerechnet im
Gipfeltreffen der
Westfalenliga gerissen,
der Spitzenreiter spürt
den Atem seiner
Verfolger wieder im
Nacken. Auch wenn
Schiedsrichter Jonathan
Lautz sich beim
Spießrutengang in die
Kabine von den
aufgebrachten SCW-Fans
einiges anhören musste –
eingebrockt haben sich
die Herner diese
unnötige 1:3-Schlappe in
Hordel in erster Linie
durch eigene
Undiszipliniertheit. In
zweiter Linie war sie
auch das Verdienst einer
spielstarken Hordeler
Mannschaft, die in dem
leidenschaftlichen, hoch
emotionalen Derby ihre
Nerven besser im Griff
hatte und sich nicht zu
überflüssigen Aussetzern
hinreißen ließ.
So wie es Maurice Haar
direkt nach Wiederan
pfiff tat. Mit
gestrecktem Bein, die
Sohle voraus, sprang er
Dragicevic an, nachdem
ihm der Ball etwas weit
weggesprungen war. Da
konnte Lautz gar nicht
anders, als sich in die
Gesäßtasche zu greifen,
wo der rote Karton
sitzt.

Da hilft kein
Lamentieren: Rote Karte
für Maurice Haar (links)
in der 46. Spielminute.
Foto: Kaiser
Fast eine ganze Halbzeit
lang war Herne also in
Unterzahl – und machte
sich trotzdem
unverdrossen daran, den
unnötigen
0:1-Pausenrückstand
durch einen Kopfball des
sträflich ungedeckten
Peter Elbers nach einer
Ecke aufzuholen.

In der ersten Hälfte
erspielte sich der SCW
kaum nennenswerte
Torchancen.
Foto: Kaiser
Schien die Knappmann-Elf
in der ersten Hälfte in
ihrem taktischen Korsett
fast ein wenig gefangen,
warf sie nun alle
Fesseln ab und drückte
auf den Ausgleich –
immer in Gefahr, durch
einen Konter das 0:2 zu
kassieren. Als
TuS-Torjäger Berlinski
aber das Kunststück
fertigbrachte, den Ball
aus drei Metern über den
Kasten zu schaufeln
(51.), witterten die
Herner ihre Chance,
schoben noch energischer
nach und kamen zu einer
ganzen Reihe von
Standards in Tornähe.
Eine dieser Situationen
führte dann auch zum 1:1
durch Maurice Kühn, der
eine Ferati-Ecke per
Kopf über die Linie
bugsierte (67.). Schon
in der ersten Hälfte war
der Ex-Schalker mit
einem wuchtigen Kopfball
am glänzend reagierenden
Kampschäfer gescheitert
(41.), ein zweiter
Versuch des besten
Herners verfehlte knapp
sein Ziel (61.). Aller
guten Dinge waren in
diesem Falle drei – der
dritte Kühn-Kopfball
saß, Herne hatte in
Unterzahl ausgeglichen,
und nicht wenige der 600
Zuschauer trauten den
Gästen sogar zu, die
Partie komplett
umzubiegen.
Fast wäre das schon drei
Minuten später passiert,
aber Petrovic zielte aus
der Drehung zu hoch
(70.). Mitten in diese
starke Herner Phase
hinein die kalte Dusche.
Zaskoku ließ einen
langen Ball über den
Schopf rutschen, Seite
an Seite mit Berlinski
versuchte Kühn zu
klären, aber irgendwie
stocherte der Hordeler
trotz Bedrängnis die
Kugel unter Carpentier
hindurch ins Netz (74.).
Zweiter Platzverweis
entscheidet
Das war zu viel für die
Herner Nerven. Zwei
Minuten später stieß
Rößler den
eingewechselten Debski
um und durfte als
zweiter Herner vorzeitig
duschen. Dass
Schiedsrichter Lautz
schließlich in der
aufgeheizten Stimmung
nichts mehr für die
unentwegt motzenden
Herner pfiff, Hordel
aber noch einen mehr als
fragwürdigen
Handelfmeter zuerkannte,
ließ die Situation fast
eskalieren. Nur Ron
Berlinski blieb ruhig,
wartete, bis sich
Carpentier für eine Ecke
entschieden hatte, und
schob den Ball zu seinem
elften Saisontor über
die Linie.
Das war’s. Gift war zwar
auch danach noch genug
im Spiel, die Punkte
aber waren vergeben.
Auch Christian Knappmann
empfand den TuS-Sieg
nicht als unverdient,
obwohl er mit manchen
Situationen haderte und
Onuckas vergebener
Großchance direkt nach
dem 0:1 nachtrauerte.
Offene Kritik am
Spielleiter verkniff er
sich. „Ich glaube, es
war eine richtig geile
Partie, da war schön
Stimmung drin. Ich
denke, das hat auch den
Zuschauern richtig Bock
gemacht“, fasste der
SCW-Trainer die 90
Minuten zusammen.
So kann man’s auch
sehen.
DJK TuS Hordel - SC
Westfalia 04 Herne 3:1
(1:0)
Tore: 1:0 (25.) Elbers,
1:1 (67.) Kühn, 2:1
(76.) Berlinski, 3:1
(81.) Berlinski (11m).
TuS: Kampschäfer - Chr.
Stöhr, Büscher,
Gronemeier, Graberg - J.
Stöhr, van der Heusen -
Dragicevic (88. Waßmann),
Elbers (82. Kitahashi),
Wilke (69. Debski) -
Berlinski.
SCW: Carpentier - Rößler,
Zaskoku, Haar, Mützel -
Rieker (53. Petrovic),
Kühn, Klaas (53. Klein)
- Trisic (62. Gumpert),
Onucka, Ferati.
SR: Jonathan Lautz
(Burbach).
Rote Karten: Haar (SCW/46.),
Rößler (SCW/77).
Quelle:
WAZ Herne
| Wolfgang Volmer
SCW-TV: "1:3 - Die
Siegesserie reißt in
Hordel"
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