PRESSE

Zehn Herner holen 0:2-Rückstand auf
 

10.10.16

Trotz der erfolgreichen Aufholjagd ist Trainer Christian Knappmann nach dem 2:2 gegen Wiemelhausen stocksauer. Hordel übernimmt die Tabellenspitze.

Binnen acht Tagen hat der SC Westfalia Herne seinen hübschen Fünf-Punkte-Vorsprung verspielt und den Tabellenthron in der Westfalenliga räumen müssen. Zwar holten zehn Herner gegen Aufsteiger Wiemelhausen einen schnellen 0:2-Rückstand auf und drückten sogar noch auf den Siegtreffer, aber Trainer Christian Knappmann verspürte nicht die geringste Lust, die Moral seiner Jungs zu rühmen oder ihre spätere Energieleistung zu loben.

Zu sehr hatte ihm der Anfang die Laune verhagelt. „Ich kann mich für die Leistung in der ersten halben Stunde nur entschuldigen. Das hatte nichts mit dem Fußball zu tun, den wir den Leuten zeigen wollen. Das war hochnäsig, das war arrogant, das kam sehr unsympathisch rüber“, konstatierte Knappmann zerknirscht. Eine Viertelstunde habe er sich den Schlafwagenfußball noch ansehen müssen, bis er in der Kabine endlich ausrasten durfte. „Den Zahn werde ich den Jungs ziehen, sowas geht mir richtig auf den Wecker“, kündigte „Knappi“ eine weitere Gardinenpredigt an. „Ich habe mich bodenlos tief geschämt.“

Die Zuhörer im proppevollen „Tilkowski“ nahmen dem streitbaren Trainer die klaren Worte dankbar ab und applaudierten – so wie es viele nach dem Schlusspfiff auch der Mannschaft gegenüber getan hatten. Sie hatten die Aufholjagd und das Anrennen nach der Pause schon als Entschuldigung für die verkorkste erste Hälfte akzeptiert.

Langweilig war es auch vor der Pause nicht. Allerdings gehörten die besten Szenen den Gästen, die mit ihren schnellen, technisch versierten und kombinationsfreudigen Angreifern der etwas behäbigen Herner Deckung reichlich Rätsel aufgaben. Allerdings war ihnen auch das Schussglück hold. So in der 11. Minute, als der aufgerückte Innenverteidiger Christopher Schmidt eine flach hereingespielte Ecke direkt nahm und die Kugel exakt im Knick unterbrachte. Nachdem ein Pflanz-Knaller aus 25 Metern hauchdünn über die Latte gezischt (18.) und Dzymalla nach Doppelpass mit Kleinschwärzer aus spitzem Winkel gescheitert war (20.), schlug es beim vierten Versuch der Concordia erneut ein. Von der SCW-Abwehr ignoriert, hatte Groß aus 20 Metern einfach mal draufgehalten und den verdutzten Benjamin Carpentier ein zweites Mal überwunden.

Eine Minute später konnte der bereits verwarnte Robin Klaas einen Konter nur per Foul unterbinden und musste folgerichtig mit Gelb/Rot vom Platz. Herne war nur noch zu Zehnt, lag 0:2 zurück und taumelte einer Klatsche entgegen. Nur weil Carpentier binnen weniger Sekunden die Schüsse von Wartala und Groß reaktionsschnell entschärfte (26.), blieb der Westfalia ein noch höherer Rückstand erspart.

Drei Minuten später war es Marko Onucka, der die Herner aus ihrer tiefen Lethargie aufschreckte. Resolut erkämpfte er sich nach einer abgewehrten Ecke im Sechzehner den Ball und knallte die Kugel mit dem linken Außenspann unter die Latte.


29. Spielminute: Marko Onucka (Nr. 10) drischt den Ball zum 1:2-Anschlußtreffer unter die Latte.
 

Herne war wieder dran – und setzte nach. Nur mit der letzten Streckung konnte Gäste-Keeper Staudt Fatmir Feratis fulminanten 28m-Hieb über die Latte lenken und den schnellen Ausgleich verhindern (34.). Die letzte Chance der ersten Hälfte gehörte dann wieder den Gästen, aber Dzymallas 20m-Schuss touchierte die Latte und flog ins Toraus (45.+1).

Von vereinzelten Pfiffen begleitet, stapften die Herner in die Pause, ihr restlos bedienter Trainer hinterher. In der Kabine ließ es Knappmann dann richtig rappeln. Mit Erfolg. Ihrem etwas einfallslosen Kick-and-Rush-Stil mit vielen langen Diagonalbällen blieben die Herner zwar weitgehend treu, doch jetzt setzten sie aggressiver nach, sicherten sich öfter die zweiten Bälle und setzten den Aufsteiger immer stärker unter Druck. Klare Einschussgelegenheiten sprangen allerdings dabei kaum heraus. Im Gegenteil. Mehrfach musste Maurice Kühn in höchster Not Konter abgrätschen, kaum dass er nach einem Standard im Gäste-Strafraum wieder über den ganzen Platz zurückgeeilt war. Hernes Risikofreude und die spät erwachte Leidenschaft wurden dann aber doch noch belohnt. Erstmals adressierte Ferati eine Ecke nicht an Kühn, Kapitän Fatlum Zaskoku war mit dem Kopf zur Stelle und rammte den Ball zum 2:2 ins Netz.


68. Spielminute: SCW-Kapitän Fatlum Zaskoku kommt ungehindert zum Kopfball und trifft zum 2:2.         Fotos: J. Henrich

Danach wurde es noch hektischer. Beide Teams suchten nun über die Zweikämpfe die Entscheidung, ließen aber die spielerische Linie vermissen und waren am Ende stehend k.o.. So blieb die Rote Karte gegen Wiemelhausens Ingo Freitag nach grobem Foul an Ferati der farbigste Moment der heiß umkämpften Schlussphase.


SC Westfalia 04 Herne - Concordia Wiemelhausen 2:2 (1:2)

Tore: 0:1 (11.) Schmidt, 0:2 (21.) Groß, 1:2 (29.) Onucka, 2:2 (68.) Zaskoku.

SCW: Carpentier - Rieker (43. Klein), Zaskoku, Kühn, Temme - Klaas, Ferati - Trisic (52. Gumpert), Onucka, Mützel - Petrovic (75. Ayaz).

SR: Waldemar Stor (Aerzen).

Zuschauer: 512 Zahlende.

Gelb/Rot: Klaas (SCW/22.).

Rot: Freitag (Concordia/70.).



Quelle: WAZ Herne | Wolfgang Volmer
 

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