Spitzenreiter Westfalia
Herne präsentiert sich
im Derby eiskalt und
macht seinen Fans mit
einem 3:1-Sieg eine
vorweihnachtliche
Bescherung. Melchners
Anschluss kommt zu spät.
Blau-weißer Jubel in der
Mondpalast-Arena: Auch
das zweite Derby dieser
Westfalenligasaison
endete mit einem Sieg
des SC Westfalia, und
wie schon im Hinspiel
hatte der DSC allen
Grund, mit seinem
Schicksal zu hadern.
Wieder waren die
Schwarz-Gelben an ihrem
Unvermögen im
Torabschluss
gescheitert, wieder
hatten sie einem
cleveren Gegner zu einem
nicht unverdienten, aber
ziemlich glücklichen
Sieg gratulieren müssen.
Während die
Wanne-Eickeler
erschöpft, aber
erhobenen Hauptes in die
Kabine trotteten, ließen
sich die Herner von
ihren begeisterten
Anhängern in der Kurve
feiern – mit Humba, „Knappi
auf den Zaun“ und allem,
was die Fankultur so
hergibt.
Es war ein packendes
Derby, von beiden Seiten
voller Leidenschaft und
dennoch sportlich fair
geführt. Auf dem teils
glatt gefrorenen, teils
angetauten, schmierig
weichen Rasen geriet
zwar manches daneben,
aber beide Mannschaften
holten alles aus sich
heraus, legten ein hohes
Tempo vor und suchten
ihr Heil in der
Offensive.

Auf dem seifigen
Untergrund hatten es
beide Teams schwer.
Kaum hatten alle 600
Zuschauer ihren Platz im
Stadion gefunden, lag
die Kugel schon im Netz.
Nach Ballgewinn hatte
Herne schnell
umgeschaltet, der
abgezockte Fatmir Ferati
ließ Jerome Juskowiak
auf der Eisfläche mit
einer Finte ins Leere
rutschen, Marko Onucka
löste sich von seinem
Bewacher Stephen
Lorenzen und bugsierte
die Hereingabe aus
kurzer Distanz per
Direktabnahme ins Netz.
Ein Traumstart für den
Spitzenreiter.
Doch der DSC reagierte
sofort, und direkt nach
Wiederanstoß hatte Sven
Preissing den Ausgleich
auf dem Fuß. Der aus
Personalnot zur
Sturmspitze
umfunktionierte
Mittelfeldmann hatte
SCW-Keeper David
Wassmann bereits umkurvt
und aus zwölf Metern
abgezogen, aber Maurice
Haar konnte den Ball
noch von der Linie
schlagen. Zwölf Minuten
später revanchierte sich
Wassmann bei seinem
langen Innenverteidiger
und rettete per
Fußabwehr gegen Josse
Gerick, der nach Haars
Querschläger aus zehn
Metern frei zum Schuss
gekommen war.

Der DSC vergab in der
ersten Halbzeit mehrere
hochkarätige Torchancen.
Es war die zweite
„Hundertprozentige“, die
der DSC ausgelassen
hatte. Doch auch das
steckten die Gastgeber
weg, setzten nach – und
durften endlich ein Tor
bejubeln. Allerdings nur
ganz kurz. Denn
Assistent Alexander
Tissen hatte Peter Rios
beim Anspiel im Abseits
gesehen, und so fand
dessen vermeintlicher
Ausgleichstreffer
zurecht keine
Anerkennung (20.).
Woran das Wanner Spiel
derzeit am meisten
krankt, veranschaulichte
dann noch einmal die 26.
Minute. Preißing hatte
nach einer Herner
Fehlerkette den zu weit
aus seinem Tor geeilten
Waßmann ausgespielt und
das leere Tor vor sich,
als SCW-Verteidiger
Maurice Temme
heranbrauste und dem
DSC-Stürmer die Kugel
noch vom Fuß spitzelte.
Wer so viele klare
Chancen liegen lässt,
kann auch in Liga sechs
kaum ein Spiel gewinnen.
Und wird meist noch
bestraft. So auch
gestern. Zwei Minuten
nach Temmes Rettungstat
rutschte DSC-Keeper Rene
Kuck aus, als er einen
Ferati-Freistoß pflücken
wollte, Maurice Kühn
köpfte den Ball nach
innen, Haar stieg hoch
und drückte ihn mit der
Stirn zum 0:2 ins Tor.
Wieder hatte der
Spitzenreiter eiskalt
zugeschlagen.
Das saß. Danach
kontrollierten die
Herner das Spiel und
ließen nur noch einen
Rios-Schuss zu, mit dem
Wassmann aber keine Mühe
hatte (41.). Auf der
Gegenseite geriet ein
Ferati-Pass etwas zu
lang für Trisic, der mit
seinem Rückpass dann
keinen Adressaten fand
(44.).
Anderes Spiel in
Halbzeit zwei
So nahmen die Herner ein
recht schmeichelhaftes
2:0 mit in die Pause,
das sie nach
Wiederanpfiff dann
clever verteidigten. Sie
standen nun etwas tiefer
und machten die Räume
enger, so dass auch die
auf diesem Boden
unvermeidbaren Fehler
besser auszubügeln
waren. Wanne rannte
unermüdlich an, fand
aber kaum noch Lücken
für gelungene
Abschlüsse. Als niemand
mehr damit rechnete,
wurde es aber doch noch
einmal spannend.
Christian Melchner hatte
Haars Kopfballabwehr aus
32 Metern direkt
genommen, und über den
verdutzten Wassmann
hinweg senkte sich der
Ball ins Herner Tor. Der
DSC warf nun alles nach
vorne, kämpfte auch mit
der Brechstange um den
Ausgleich – bis Milko
Trisic in der
Nachspielzeit einen
perfekten Herner Konter
über Justin Klein und
Ferhat Mumcu mit einem
herrlichen Schlenzer in
den Knick abschloss. Das
war’s. Sekunden später
pfiff Tobias Severins
ab. Und in der Herner
Kurve ging die Post ab.

Blau-weißer Jubel nach
dem Schlusspfiff: "Knappi
auf dem Zaun"!
Fotos: Cib
DSC Wanne-Eickel - SC
Westfalia 04 Herne 1:3
(0:2)
Tore: 0:1 (3.) Onucka,
0:2 (28.) Haar, 1:2
(84.) Melchner, 1:3
(90.+3) Trisic.
DSC: Kuck - Lorenzen,
Nolte, Melchner,
Juskowiak - Severich,
Kasumi (76. Träptau) -
Gerick, Tomaschewski,
Rios - Preissing.
SCW: Wassmann - Rößler,
Kühn, Haar, Temme -
Klaas, Streit (65.
Klein) - Zaskoku -
Trisic, Ferati (84.
Petrovic), Onucka (76.
Mumcu).
SR: Tobias Severins
(Wiedenbrück)
Zuschauer: 600
Quelle:
WAZ Herne
| Wolfgang Volmer
Bilderstrecke
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SCW-TV: "Derbysieg - 3:1
beim DSC Wanne"