Westfalia Herne kehrt
nach zwei Jahren zurück
in die Oberliga
Westfalen. Nach dem
2:1-Zittersieg in
Brackel beginnt eine
lange Zeit des Wartens.
Trainer Christian
Knappmann hatte den Mund
ziemlich voll genommen,
seine Mannschaft hat
geliefert: Seit 17.16
Uhr an diesem sonnigen
Mai-Sonntag ist der SC
Westfalia Herne am Ziel
und steht als verdienter
Meister der
Westfalenliga 2 und
neuer Oberligist fest.
Dass die erste spontane
Party in Brackel einen
eher bizarren Charme
ausstrahlte, lag an
seltsamen, von den
Hernern nicht zu
verantwortenden
Umständen – Knappmann
und seine Jungs werden
es danach sicher noch
richtig haben krachen
lassen.
Als der unaufgeregt
leitende Philipp Dräger
um 16.48 Uhr eine Partie
abpfeift, die in der
Schlussphase einer
Herner Abwehrschlacht
gleicht, haben die
Herner ihren Job
erledigt – mit größter
Mühe zwar und keineswegs
meisterlich souverän,
aber immerhin: Sie haben
dem Druck standgehalten
und einen starken, um
den Klassenerhalt
kämpfenden Gegner
bezwungen. Kurz schreien
die Jungs in Blau und
Weiß ihre Erlösung
heraus, bilden im
Mittelkreis ein
hüpfendes, johlendes
Knäuel, klatschen ihre
Fans ab – und dann
beginnt das Warten.
Olpe dreht das Spiel
gegen Holzwickede
Denn noch weiß niemand,
ob es schon mehr als
einen Sieg zu feiern
gab. In Olpe nämlich war
die Partie gegen
SCW-Verfolger
Holzwickede erst eine
halbe Stunde später
angepfiffen worden.
„Steht 0:0, 70. Minute“,
liefert Knappmann eine
erste Info aus Olpe, wo
Thorsten Sievert das
Spiel verfolgt. „Aber
egal. Wir lassen uns das
nicht mehr nehmen, das
machen wir klar.
Spätestens Sonntag in
Herne.“
Kurz darauf meldet sich
Sievert erneut.
Holzwickede hat
getroffen, die
Aufstiegsparty scheint
vertagt, nach und nach
verschwinden die Spieler
Richtung Gästekabine in
einer abseits gelegenen
Turnhalle. Von dort
plötzlich ein Aufschrei:
Ausgleich in Olpe.
Nichts wie hin zur
Turnhalle. Dort, auf ein
paar Quadratmetern
zwischen Hecke und
Hallentür, warten
Mannschaft, Trainerteam
und Betreuer auf den
Abpfiff in Olpe.
Endlich, um 17.16 Uhr,
die Erlösung: 2:1 für
Olpe, Schlusspfiff. 20,
25 junge Männer fallen
jubelnd übereinander
her, hauen markige
Sprüche raus, Schweiß
mischt sich mit
Adrenalin und
Testosteron. Und dann
geht’s zurück auf den
Platz, hin zu den 40, 50
Fans, die so lange
ausgeharrt haben. Pascal
Königs stimmt die Humba
an – der Auftakt zur
Herner Feierwoche ist
gemacht.
Loch will
Meisterfeier auf dem
Rathausplatz
Wie die weiter geht,
wird sich zeigen. „Ich
versuche, eine
Meisterfeier auf dem
Rathausplatz zu
organisieren, gerne
zusammen mit
Horsthausen“, verrät
SCW-Vorsitzender Sascha
Loch einen Wunsch, den
er dem Oberbürgermeister
vortragen werde.
Vergleichsweise still
ist ausgerechnet einer,
der sonst der lauteste
ist: Christian
Knappmann, der Frontmann
und Einpeitscher der
Herner Aufstiegstruppe.
„Jetzt wollen wir auch
den Pokal. Also Jungs,
fünfmal Training die
Woche. Morgen 18 Uhr
sehen wir uns“, scherzt
er. Und kriegt von Marko
Onucka gleich die
passende Antwort. „Ohne
mich. Kein einziges Mal
komm ich“, sagt der
Siegtorschütze.
Trainiert haben Onucka
und Co. in den letzten
elf Monaten auch genug.
Meint sogar der Trainer.
„Die Jungs haben
unglaublich viel
investiert, haben fünf-,
sechsmal die Woche
trainiert und alles
umgesetzt, was ihr
dicker Vorturner von
ihnen verlangt hat. Ein
Riesenkompliment an die
ganze Mannschaft“, so
Knappmann. „Es kann
keinen verdienteren
Meister geben als
Westfalia Herne.“
Nie hatte ein anderer
Verein mehr Punkte als
Herne
Dem zu widersprechen,
hieße die Fakten zu
ignorieren. Zu keinem
Zeitpunkt der gesamten
Saison hatte eine
Mannschaft mehr Punkte
auf dem Konto als der
SCW, an 27 von 30
Spieltagen war Herne
Tabellenführer. Der
selbsternannte
Titelfavorit hat großen
Worten große Taten
folgen lassen.
Dass es auf dem Platz
nicht immer nach
Oberliga aussah, dass es
auch in Brackel nach
einer zähen ersten
Hälfte, einem Herner
Doppelschlag zu Beginn
der zweiten und dem
direkten
Anschlusstreffer noch
eine Zitterpartie wurde,
geschenkt. Das weiß auch
Knappmann, daran wird er
arbeiten. Später. Denn
jetzt ist nicht die Zeit
zu arbeiten, jetzt ist
die Zeit zu feiern.
SV Brackel - SC
Westfalia 04 Herne 1:2
(0:0)
Tore: 0:1 (46.) Ferati,
0:2 (56.) Onucka, 1:2
(57.) Sacher.
SVB: Graudejus - Kasper,
Schwaß, Arslan, Severin
- Sacher, Coleman (46.
Gordon), Wettklo,
Erdogan (80. Adler) -
Wittchen (84. Basic),
Sylla.
SCW: Königs - Rößler,
Teichmöller, Kühn,
Mützel - Temme, Onucka,
Zaskoku - Klein (62.
Maldea), Ferati (77.
Streit), Steuke (70.
Klaas).
SR: Philipp Dräger.
Quelle:
WAZ Herne | Wolfgang
Volmer
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geschafft!